Glöckler: Tamar
Ralph Roger Glöckler:
»Tamar«
Roman
2014, Klappenbr., 200 S.
€ 19 [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50
ISBN 978-3-941184-29-9
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Buch

Auf dem Anwesen einer begüterten Frankfurter Familie treffen sich die zerstrittenen Halbbrüder Axel und Andreas, um ihre alte Rivalität um die Gunst und das Erbe ihres Vaters, eines greisen Immobilienmagnaten, zu beenden. Das Familientreffen entpuppt sich jedoch bald als reiner Vorwand für einen offenbar leicht zu vertuschenden Brudermord, dessen dunkle Vorgeschichte der Erzähler nach und nach aufdeckt: So hat der jüngere Andreas sein Leben bisher in Axels Schatten verbringen müssen, in allen Fragen ist ihm der Erstgeborene stets vorgezogen worden. Axel hat zudem zwei Jahre zuvor die 16-jährige Halbschwester Tamar vergewaltigt, der Vater den Reue vorgebenden Sohn gar verteidigt. Mit dem Mord an seinem Halbbruder setzt Andreas nun aber keinen Schlusspunkt unter die Gewaltspirale, sondern beschleunigt die Zerstörung der eigenen Familie weiter. – Glöcklers neuer Roman erzählt die uralte Geschichte vom biblischen König David und seinen Kindern am Schauplatz einer Finanzmetropole unserer Zeit.

Autor

Ralph Roger Glöckler (geb. 1950) studierte in Tübingen u. a. Ethnologie. Im Elfenbein Verlag erschien bereits der Gedichtband »Das Gesicht ablegen« (2001), die Azoren-Trilogie: »Corvo« (2005), »Madre« (2007) und »Vulkanische Reise« (2008) sowie der Roman »Mr. Ives und die Vettern vierten Grades« (2012).

Auszug

Axel erhob sich, trat vor eines der Fenster seines Büros, blickte auf die schmale Straße und die blühenden Robinien hinaus. Die Firma, die er mit seinem Vater David, und Andreas, Davids Sohn aus späterer Ehe, seit Jahrzehnten gemeinsam betrieb, war in dieser Hälfte des Doppelhauses untergebracht: zwei aneinander geschmiedete Villen mit symmetrischen Einfahrten, runden Erkern im Erdgeschoss, großen Gauben im schiefergedeckten Dach – architektonische Zwillinge aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In der anderen Hälfte lebte der alt gewordene, von einer Gouvernante betreute Vater, der seinen Erstgeborenen die Firma führen ließ und nur gelegentlich eingriff, wenn sich die beiden Söhne über geschäftliche Verfahren stritten. Dann gab er meistens Axel Recht, der besonnener, weniger aufbrausend als Andreas war, konservativer, ihm selbst verwandter, und versuchte, zwischen den beiden zu schlichten, war sich aber unsicher, ob der draufgängerischen, fast skrupellosen Dynamik des Jüngeren nicht die Zukunft gehören würde. Axel blickte also auf die Straße hinaus, auf das gegenüberliegende, neu errichtete Apartmenthaus, in dem er das Dachgeschoss mit Terrasse bewohnte, allein, mit einem wortkargen, vierschrötigen Aufpasser …

Pressestimmen

»Glöckler greift in seinem Buch gleich mehrere Tabuthemen auf, die die heutige Gesellschaft in vielschichtiger Form beschäftigen, zu häufig jedoch beschwiegen werden, und stellt dem Leser Fragen zum eventuell eigenen Schweigen. Dazu bedient sich der Autor verschiedener Metaphern, die er in einem Parallelstrom mit in die Geschehnisse webt. Ein Buch, das aufrüttelt, genauer hinzusehen.«
(portugalforum.de)

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