Hagerup: Ausgewählte Gedichte
Inger Hagerup:
»Ausgewählte Gedichte«
Norwegisch — Deutsch
Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Annette Rodenberg
2005, Ln., 262 S.
€ 24 [D] / € 24,70 [A] / sFr 34,70
ISBN 978-3-932245-72-5
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Buch

Verbrannt sind unsre Höfe,
getötet unsre Leut.
Sie waren’s. Lasst die Herzen
es hämmern allezeit …

1942 wurde dieses Gedicht Inger Hagerups im norwegischen Exilsender »Stimme aus London« gesendet. Die Autorin erinnerte sich: »Gleich nachdem das Gedicht von London aus vorgelesen worden war, rief ein Deutscher bei uns an und wollte mich sprechen, und ich dachte: Nun wirst du dich umgucken! Und dann fragte er, ob ich die Schriftstellerin Inger Hagerup sei? Ja, sagte ich. — Ja, wir möchten Ihre Gedichtsammlung ins Deutsche übersetzen. Da wusste ich nicht, was ich glauben sollte, gerade das hatte ich nicht gedacht. Aber ich fragte auf alle Fälle: Ja aber — sind sie denn nicht allzu ›demokratisch‹, diese Gedichte? Nein, sagte er, sie sind nicht demokratisch. Doch. ›Die Pest‹ wird nicht mit dabei sein. Aber Sie werden deswegen keine Unannehmlichkeiten bekommen. Wir werden Sie protegieren. Und da dachte ich: Oh, vielen Dank! Ich sagte, ich müsse darüber nachdenken. Er rief fünf Minuten später an und sagte: Na so was, Sie wollen nicht in Millionenauflage erscheinen? Nein, sagte ich, erstens ist zwischen Deutschland und Norwegen solch eine merkwürdige Situation — ich war nicht so schrecklich mutig — und außerdem, falls meine Gedichtsammlung übersetzt werden soll, müssen alle Gedichte dabei sein, auch die ›demokratischsten‹. Und dann fuhren wir in die Berge. Aber es geschah nichts.«

Die vorliegende Auswahl umfasst 105 Gedichte aus den zwischen 1939 und 1979 erschienenen Sammlungen in norwegischer und deutscher Sprache.

Autorin

Inger Hagerup, 1905 in Bergen geboren, debütierte 1939 mit »Jeg gikk meg vil i skogene«. Es folgten weitere Sammlungen, die in hohen Auflagen verkauft wurden. Viele ihrer Gedichte hat der Liedermacher Finn Kalvik in den siebziger Jahren vertont. 1976 erschien die Gesamtausgabe »Samlede dikt«, aus der die hier vorliegende Auswahl — erstmals in deutscher Sprache — stammt.

Auszug

Ich glaube

Ich glaub an vieles: Feuer, Blut und an
die Wege, wo man irregehen kann;
an Träume, die uns ziehn in ihren Bann.

Bring mich nicht heim. Als Blinde geh ich hier,
dass mich das Dunkel immer weiter führ.
Die Nacht birgt eine angelehnte Tür.

Dort, an der Grenze zwischen Leib und Geist,
dort, wo die Zeit selbst stillestehen heißt
— ob dort mein Herz als Flamme sich erweist –?

Hör nicht auf mich. Denn alle Worte mein
sind falsch Propheten, Spuren nur zum Schein.
Was du auch glaubst – ich werd ganz anders sein.

© 2005 Elfenbein Verlag

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