Fischerová: Fern und nah
Daniela Fischerová:
»Fern und nah«
Erzählungen
Aus dem Tschechischen von Sophia Marzolff
2002, 2. Aufl. 2003, geb., 176 S.
€ 18 [D] / € 18,60 [A] / sFr 26
ISBN 978-3-932245-51-0
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Buch

Sechsundzwanzig Jahre nachdem sie ihrer Tante versprochen hat, einmal ihre »Gespräche mit Tante Mitzi« aufzuschreiben, die Licht in ihr Leben werfen sollen, löst Dana das Versprechen ein und lässt der Tante »Gerechtigkeit widerfahren«: Sie erzählt von der unerfüllten Liebe der Tante, vom jahrzehntelangen Warten auf den Geliebten, von Flucht und Vertreibung, aber auch von der eigenen unbeschwerten Kindheit auf dem Land in der Tschechoslowakei der fünfziger Jahre. - Diese und sechs weitere Erzählungen versammelt »Fern und nah« von Daniela Fischerová - ganz Alltägliches, verwoben in frische und überraschende Geschichten, die in ihrer Ausdruckskraft an E. M. Forster erinnern. Die Autorin nähert sich solch typischen Begebenheiten wie der Beziehung zweier heranwachsender Mädchen oder dem Verhältnis einer Frau mit einem verheirateten Mann auf eine Weise, als würde hierüber zum allerersten Male geschrieben.

Autorin

Daniela Fischerová, geboren 1948, ist Dramatikerin und Erzählerin und unterrichtet an der Theaterfakultät der Akademie der Musischen Künste in Prag. 1988 erhielt sie den Hauptpreis des Theaterfestivals in Prag, 1993 den ersten Preis im gesamteuropäischen Wettbewerb der Rundfunkspiele EBU. Erst in der Mitte der neunziger Jahre stellte sich Fischerová als Autorin von Prosatexten vor. Die vorliegende Erzählsammlung erschien 1995 unter dem Titel »Prst, který se nikdy nedotkne« und wurde bereits ins Englische übersetzt (Catbird Press 1999).

Auszug

Manchmal glaubt man, alles sei nur Schein. Alles sei nur eine Geste, die ihr Ziel verfehlt. Ich bin zehn Jahre alt.
Dieses Jahr hat der Kunststoff in Prag Einzug gehalten. Auf dem Wenzelsplatz ist der Laden Plastik aufgetaucht, und täglich bilden sich Schlangen vor ihm. Alles erregt noch Staunen: Regenhäute, Nylontaschen, PVC-Figuren. Eines Tages bringt auch meine Mutter triumphierend ein Plastikbesteck mit nach Hause, das aussieht wie aus Holz. Der Witz ist, dass das Holz gar keines ist, genauso wenig wie die kleinen Marmorfiguren aus Marmor sind. Das Ganze ist ein kollektiver Wahn, der bald vergehen soll, das Besteck wird noch im selben Jahr im Eimer landen. Doch jetzt halten wir das seltsam leichte Messer gegen das Licht, das Messer weist nach oben wie ein Finger, der woanders hinzeigt, und wir erliegen staunend dem Zauber des Artefakts.

Pressestimmen

»Sprache und Stoff dieser sieben Erzählungen zeigen, dass Daniela Fischerová ihr Genre meisterhaft beherrscht. Diese Sammlung stellt eine hervorragende Einführung in das Werk einer der einflussreichsten tschechischen Schriftstellerinnen dar, die die junge literarische Generation nach Milan Kundera, Ivan Klíma und Josef Škvorecký repräsentiert.«
(Publishers Weekly)

© 2002 Elfenbein Verlag

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