Pierre de Ronsard: Amoren für Cassandre
Pierre de Ronsard:
»Amoren für Cassandre«
Le Premier Livre des Amours
Französisch - Deutsch

Übersetzt von Georg Holzer
Herausgegeben und kommentiert von Carolin Fischer

2006, Ln., 336 S.
€ 24 [D] / € 24,70 [A] / sFr 39,50
ISBN 978-3-932245-80-0

Textauszug
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Pierre de Ronsard (1524–1585), zu Beginn der französischen Renaissance geboren, prägte mit seinen Dichtungen die französische Literatur in so starkem Maße, dass man das 16. Jahrhundert noch heute das »siècle de Ronsard« nennt. Er hatte entscheidenden Anteil an der Entstehung des epochemachenden Manifests der Pléiade – »Deffence et illustration de la langue françoise« (1549). Wie sein portugiesischer Zeitgenosse Luís de Camões schrieb auch Ronsard nach dem Vorbild der »Ilias« und der »Odyssee« ein – allerdings Fragment gebliebenes – Versepos: »La Franciade« (1572). An Pindar und Horaz orientierte er seine Odenbücher (1550–1552), daneben dichtete er die frivolen »Folastries« (1553) sowie religiöse Kampfschriften – berühmt blieb aber vor allem Ronsards Liebesdichtung: Dank seiner »Amours« (1552), die er 1560 durch ein zweites Buch ergänzte, und den »Sonnets pour Hélène« (1578) gilt er als der »französische Petrarca«. Bis zu seinem Tode diente Ronsard vier Königen, was ihm den Titel »Prince des poètes et poète des princes« einbrachte.


Pressestimmen:

»Diese aus europäischer Sicht nicht ganz unwichtige Sammlung liegt nun (bloße viereinhalb Jahrhunderte nach Erscheinen) auf Deutsch in einer zweisprachigen, wohlkommentierten, von einem mutigen Kleinverlag vertriebenen Ausgabe vor, um uns daran zu erinnern, dass seinerzeit nicht nur Shakespeare lesenswerte Sonette verfasst hat.«
(Werner von Koppenfels, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

»Georg Holzer hat Ronsards klassische Gesänge für die kalte Cassandre zum ersten Mal überhaupt in geschmeidige deutsche Sonette übertragen und auch bei den eingefügten Madrigalen und Elegien weder Reim noch Metrum gescheut - ein Projekt, das beeindrucken muss. Da der edel gestalteten Ausgabe überdies der französische Text beigegeben ist, lassen sich jederzeit Lobpreis und Klage des Originals konsultieren: ‹Mon Dieu, que j'aime!›«
(Jan Wagner, Frankfurter Rundschau)

»Die mythologischen Anspielungen und geistreichen sprachlichen Raffinessen werden in den gut verständlichen, auf das Wesentliche reduzierten Anmerkungen der Romanistin Carolin Fischer erläutert. Ein kurzes Nachwort gibt Informationen zum Leben des Dichters. Fazit: Ein rundum gelungenes Buch. Dem Verlag sei Dank für seinen (nicht zum ersten Mal bewiesenen) Mut, heutzutage Lyrik - und dazu noch so alte Lyrik - zu einem erschwinglichen Preis sowohl für ein fachlich vorgebildetes als auch ein breiteres Publikum auf den Markt zu bringen und auf diese Weise die Lektüre wunderbarer Texte zu ermöglichen.
(Gertrud Lehnert, Deutschlandradio Kultur)

Über das Buch

Gleich im Jahr ihres Erscheinens 1552 waren Ronsards »Amours« beim Publikum so beliebt, dass sie ein zweites Mal aufgelegt wurden, und bis heute sind sie in Frankreich Schulbuchlektüre. Formal an Francesco Petrarca orientiert, beschreiben die Sonette die Liebe des Dichters zu Cassandre Salvati, in die Ronsard sich als Zwanzigjähriger verliebt haben soll. Obwohl für ihn unerreichbar – die florentinische Bankierstochter vermählte sich kurz nach der Begegnung mit Ronsard dem Seigneur de Pray – schildert er sie, ganz anders als Petrarcas Laura, als Frau aus Fleisch und Blut, und seine Liebe ist trotz aller Qualen nicht ohne Sinnlichkeit. Ronsards umfassende humanistische Bildung zeigt sich in Anspielungen auf die antike Mythologie, doch besondere Sorgfalt widmete er der Musikalität seiner Gedichte, was ihn durch die Arbeit von etwa fünfzig Komponisten zum meistvertonten Dichter seiner Zeit machte. In Deutschland ist er wenig bekannt, da die »Amours« bis heute nicht übersetzt wurden. Für Baudelaire war Ronsard einer der größten französischen Dichter: Er nennt ihn in einem Atemzug mit Victor Hugo und seinem ›Meister‹ Théophile Gauthier.

Der Übersetzer: Georg Holzer (geb. 1974), Studium der Romanistik, Dramaturg am Bayerischen Staatsschauspiel.
Die Herausgeberin: Carolin Fischer (geb. 1962), Privatdozentin für Romanische Philologie an der Universität Potsdam.


Textauszug:

XXXVIII

Doux fut le trait qu’Amour hors de sa trousse
Tira sur moi; doux fut l’accroissement
Que je reçus dès le commencement,
Pris d’une fièvre autant aigre que douce.

Doux est son ris et sa voix qui me pousse
L’esprit du corps plein de ravissement,
Quand il lui plaît sur son Luth doucement
Chanter mes vers animés de son pouce,

Telle douceur sa voix fait distiller,
Qu’on ne saurait, qui ne l’entend parler,
Sentir en l’âme une joie nouvelle.

Sans l’ouïr, dis-je, Amour même enchanter,
Doucement rire, et doucement chanter,
Et moi mourir doucement auprès d’elle.




XXXVIII

Süß war der Pfeil, den Amor fliegen ließ
Auf mich; süß wurd die Wirkung mehr,
Gebeutelt wurd von Anbeginn ich schwer
Von einem Fieber, bitter so als süß.

Süß ist ihr Lachen, und ihr Zauber stieß
Den Geist mir an, wenn ich ihn zu ihr kehr,
Süß bringt sie auf der Laute zu Gehör
Den Liebesvers, den ich ins Ohr ihr blies,

Die Stimme lässt mich solche Süße spüren,
Dass die, die sie nicht hörten, nicht erführen
Die Freude, die aus diesem Klang entsteht.

Süß hat sie, sag ich, Amor selbst besiegt,
Und mich, der, lacht sie, ihr zu Füßen liegt,
Und singt sie, süß daran zugrunde geht.


© 2006 Elfenbein Verlag

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