Dudek: For you, you - Für Dich, Dir
Louis Dudek:
»For you, you -
Für Dich, Dir«
Ausgewählte Gedichte
Englisch - Deutsch

Übersetzt von Christian Filips und Joachim Sartorius
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Bernhard Beutler
2006, Ln., 120 S.
€ 18 [D] / € 18,50 [A] / sFr 31
ISBN 978-3-932245-79-4

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Louis Dudek (1918–2001), Dichter, Hochschullehrer, Essayist und Literaturkritiker, gilt als wegweisender Begründer der Moderne in Kanada. In der zweiten Generation polnischer Einwanderer im frankophonen Teil Montreals geboren, wurde er zweisprachig erzogen: Polnisch und Englisch. Daneben erlernte er Französisch, die offizielle Sprache Quebecs, sowie Latein, Altgriechisch, Russisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Er übersetzte Heinrich Heine und Adalbert Stifter, promovierte in Englischer Literatur und Komparatistik an der New Yorker Columbia University und lehrte von 1951 bis 1982 an der McGill University in Montreal Europäische Literatur und Literaturgeschichte. Nach seiner Emeritierung erschienen: »Zembla's Rocks« (1986), »Infinite Worlds« (1988), »Europe« (1954/1991), »The Caged Tiger« (1997), »The Poetry of Louis Dudek – Definitive Edition« (1998) und »The Surface of Time« (2000), die zu seinem Hauptwerk zählen.

Porträt Louis Dudek


Kritikerstimmen:

»Bernhard Beutler, persönlicher Freund des Autors und Kenner der kanadischen Literatur, eröffnet mit dieser zweisprachigen Auswahl von rund 40 Gedichten dem deutschsprachigen Leser einen ersten, vielversprechenden Blick auf die Schöpfungen Dudeks, sein Nachwort führt in Leben und Werk ein. Die Übertragung der Texte ins Deutsche durch zwei renommierte Lyriker - Joachim Sartorius und Christian Filips - vermittelt die Sprachmacht und Beobachtungsgabe Dudeks sehr eindrucksvoll.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ.net)

»Louis Dudek war vermutlich der einflussreichste kanadische Autor seiner Generation. Er schuf eine Umgebung, in der die Poesie wachsen und gedeihen konnte. Er war der kanadische Sokrates, der Studenten in Hörsälen wie Imbissstuben faszinierte. Als Gründer zahlreicher Literaturzeitschriften und Förderer junger Autoren veröffentlichte er u. a. Werke von Irving Layton, Leonard Cohen und Margaret Atwood.«
The Gazette, Montreal
Über das Buch

Von Ezra Pound stark beeinflusst, setzte Louis Dudek in seiner »poetry of commonplace« alltägliche Beobachtungen in poetische Sprache um – selten meditativ, oft assoziativ, fast immer didaktisch. Der erste Teil des vorliegenden Buches versammelt rund vierzig der insgesamt fünfhundert Gedichte, die Dudek selbst in seinen Anthologien als die wichtigsten seines Lebens bezeichnet hat – es sind dies Auszüge aus den Langgedichten und Journalen tatsächlicher bzw. fiktiver Reisen: In »Europe« (1954) kehrt Dudek zurück zu den Wurzeln des Abendlandes; in »Atlantis« (1967) geht es um die ewige Sinnfrage des Lebens. Ein zweiter Teil des Bandes zeigt Dudek als kritischen Beobachter seiner eigenen Zunft. Den Schluss bilden Beispiele seiner lebenslangen, sehr intensiven, oft sarkastischen Auseinandersetzung mit dem Tod. Mit dieser Ausgabe wird Dudeks Werk zum ersten Mal dem deutschen Publikum in einer repräsentativen Auswahl vorgelegt.

Die Übersetzer: Christian Filips (geb. 1981), Lyriker, Rimbaud-Preis 2001.
Joachim Sartorius (geb. 1946), Lyriker, Übersetzer und Publizist, Paul-Scheerbart-Preis 1998.
Der Herausgeber: Bernhard Beutler (geb. 1936), Publizist, einer der ersten Kanadisten.






Textauszug:

The great white flags

The great white flags, like bladders, in the distance,
the cooing and crackling of birds
(doing their own bickering),
under the soft sponge of heaven,
of time, that erases

So what's happened to poetry?
Even the poets have lost interest (the good ones)
The rains came, a drizzle
of words from all quarters

Today my face seemed small
when I put my hand to it
Have I become less?

A rain-washed grey over the world

What is it, about the sky after rain,
the light green, the clouds like white cream,
and tree branches embroidered with buds?

Uncommon greyness silvers everything


Die großen weißen Flaggen

Die großen weißen Flaggen, wie Blasen, in der Ferne,
das Gurren und Rucksen der Vögel
(in ihrem eignen Gezänk),
unter dem Weichschwamm des Himmels,
der Zeit, die auslöscht

Was also geschah mit der Dichtung?
Selbst die Dichter haben das Interesse verloren (die guten)
Schauer kamen, ein Sprühregen
der Worte aus allen Ecken

So klein schien heute mein Gesicht
als ich eine Hand darauf legte
Verlor ich an Gewicht?

Ein regen-geschliffnes Grau über der Welt

Was hat es auf sich, mit dem Himmel nach Regen,
dem hellen Grün, den Wolken wie Weißcreme,
und den Ästen, mit Knospen bestickt?

Grau, unvertraut, versilbert alles

© 2006 Elfenbein Verlag

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